Behind the Wall

HEY, TEACHERS, LEAVE US KIDS ALONE…

Ich bin nur ein Stein in einer Mauer, ich bin nur ein Stein in einer Mauer, ich bin nur ein Stein in einer Mauer… mein Morgen beginnt mit Gelassenheitsmantras.

Es ist doch komisch, da hat man seine ganze Jugend und die verlängerte Jugend, also bis Februar 2020 mit innerer und äußerer Protesthaltung gegen „what so ever“ und „se Establischment“ und gegen das Erwachsenwerden, weil Erwachsene bauen Bomben und versauern den Regenwald und so verbracht und man hatte seine Lieder, man hatte SEINE Lieder, dagegen, also fürs dagegen sein und dann kommt Corona und schwupps ist man so´n “ TEACHER!“

„Lehrer!“, für die Post -Corona- Generation, die Englisch via Fortnite und Brawlstars lernten, wenn schlecht lief oder von Youtube, ANTON App und Mamas and Papas „geteacht“ wurde, wenns gut lief und echt nix (werden) kann, laut düsterer Psychologen Prognose und Bild sagt das auch. Ungeachtet vieler, VIELER großartiger Menschen, die aus viel, VIEL schlimmeren jahrelangen schullosen Krisen hervorgegangen sind, humanistisch gebildet, Latein und Griechisch fließend, gingen sie sogar in Politik und wurden Ärzte und Physiker und sogar ins Fernsehen gingen sie, doch hey, 3 Monate Homeschooling mit Deppeneltern, klar, das fetzt nicht und die Kinder verblöden umgehend. Nachhaltig, unaufhaltbar und unaufholbar.

Worte mit doppeltem Mitlaut: Hätte, Hätte, Fahrradkette.

Treffen sich zwei Klassen mit jeweils 25 Schülern, die Lehrerein kauft Eis. Wieviel Eis muss die Lehrerin kaufen, damit jeder 5 hat?

Antwort: Wieso muss ich das jetzt machen? Bringt doch eh nichts…

SOHN, du musst das jetzt machen, weil du sonst verblödest.

Antwort: Ok, krieg ich dann ein Eis?

Nach drei Monaten mit teilweise 3 Kindern im Homeschooling und einer Dreijährigen mit nicht systemrelevanten Eltern, da weiß man, wie der Hase das Parallelogramm läuft und wie man das Wort „verdammen“ konjugiert. Ich verdamme, du verdammtest, verdammt, verdammt, verdammt! Kinder protestieren gegen Lehrer ist ok, Eltern gegen die Lehrer, Alltag, Lehrer greifen zur Pulle mit Rum, geschenkt, aber Kinder gegen Elternlehrer, die sich freuen die eigentlichen Lehrer wiederzusehen, also alle freuen sich auf die Lehrer… Hallo?

Eat this, Pink Floyd. Von wegen: „We don´t need no education. Das ist eine doppelte Verneinung. Minus mal minus ergibt Plus!“, rufen die zurückgelassenen, erschöpften, schnitzelplatt geklopften Eltern, vollgestopft mit längst ad acta geglaubtem Grundschul- und Gymnasial -Wissen. Endlich habe ich das schriftliche Teilen mit zweistelligem Divisor kapiert. Keines der Kinder hat sich verschlechtert, eines hat sich sogar in Mathe um zwei Noten verbessert und die Lehrer schauen irgendwie schuldbewusst aus dem Video-Chat-Room und nehmen es als etwas „Erfreuliches“ hin.

Das Lied muss umgeschrieben werden. Hey! Children! You love to go to school!!! Dap, dap -dadap, dadadap… dadaaa.

Die Kunst ist, als systemirrelevanter Mensch, seinem irrelevantem Leben einen Sinn zu geben, indem man seine Kinder mit so viel Wissen vollstopft, ungefragt, dass sie freiwillig in die Schulen zurückkehren, ihre Lehrer*innen umarmen -unerlaubt- und frohgelaunt wieder in der Masse der Klasse untertauchen.

Dap da- daa-dap-dadaaadaapp dadaadap dada…

Ich bin ja nur ein Stein in der Mauer, ich bin nur ein systemirrelevanter Stein in der Mauer. System war ja eh nicht mein Ding als Pink Floyd noch mich meinte.

Erschienen in:
How to Art – 24. Juni 2020